„Wer bestimmt, wer ich bin? Wer redet mit? Wer legt „mich“ fest? Wer Glück hat, kann selbst bestimmen, was er tut, denkt, fühlt, wer er ist. Wer weniger Glück im Leben hat, über den bestimmen die Umstände, das Geld, die Eltern, die sozialen Umstände. Und wer gar kein Glück hat, der kann sich gar nichts aussuchen. Er findet die Rolle, die er spielen muss, vor, und die Chancen auf Veränderung sind gering. Wer einmal obdachlos geworden ist, einmal aus seinem Heimatland flüchten musste, als „langzeitarbeitslos“ oder gar als „psychisch krank“ gilt, der kommt von diesen „Rollen“ nur mehr schwer weg. Im Spielen geht es um die Überwindung.“ (CW)
Que sera 2002
Der Rand in der Mitte 2003
Amberg 2005
Frei – Ein Experiment 2006
Kutna Hora 2007
Miststück 2008
Scheining 2010/2011
Doschnfeidl & Nochdigoi 2013/2014
Zwei Jahrzehnte im Rücken
Unser Projekt gibt es seit über 25 Jahren. Die Wurzeln liegen in einem Obdachlosenheim der Caritas, wo Kreativ am Werk als Freizeitprojekt entstanden ist. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich zu einem Theaterprojekt weiter, in dem bis heute Menschen mit brüchigen Lebensgeschichten künstlerisch tätig sind. Diese Kontinuität ist ein Erfahrungsschatz, auf den wir stolz sind. Unsere Lebensgeschichten haben einige von uns verstummen lassen. Das Theaterspielen gibt uns die Möglichkeit, unsere eigene Sprache zu entdecken. Und es gibt uns eine Bühne, denn Kreativ am Werk stellt Menschen auf die Bühne, die im Leben oft keine haben.
Theater der besonderen Art
Aber Theater ist eine Ausdrucksform, keine Psychotherapie und kein Sozialprojekt. Wir Akteure sind SchauspielerInnen, die ihr Leben zur Verfügung stellen. Wir sind keine KlientInnen und PatientInnen und keine ZuschauerInnen. Kreativ am Werk ist eine Lebensschule, und keine Aktivität, die der Anpassung an die Gesellschaft dient. Wir stehen in der Tradition der kritischen Theatermacher von Brecht bis Boál. Wir sind die Bühne, auf der die Welt sichtbar wird.
DIE VIELEN ANKNÜPFUNGSPUNKTE DES THEATERMACHENS
Beim Theaterspielen sind wir schon sehr früh gelandet und geblieben, weil das Erarbeiten und Aufführen von Theaterstücken für uns viele Möglichkeiten bietet. Die TeilnehmerInnen können sich je nach ihren Fähigkeiten und Interessen einbringen: als SchauspielerIn, DekorateurIn, BühnenbildnerIn, AutorIn, MusikerIn, TänzerIn, MaskenbildnerIn, Licht- und Ton-TechnikerIn, OrganisatorIn, usw.
Die Stücke entwickeln wir immer in einem intensiven Prozess mit der gesamten Gruppe. Es handelt sich nicht immer um Lebenserfahrungen der Mitwirkenden, sondern oft genau darum nicht. Der Prozess unseres Spielens führt uns über uns hinaus. Mit jeder Produktion entdecken wir neue Lebensbereiche, Themen und Zusammenhänge. Theaterspielen ist ein Bewusstwerden, eine beständige Grenzerfahrung, ein Sehen-, Spüren- und Verstehen-Lernen. Das spiegelt sich gut in den verschiedenen Phasen unserer Arbeit wieder: Wir haben Zaubertheater im Stile von Ferdinand Raimund (PRO 95) genauso wie Musiktheaterstücke (PRO 2000) probiert. Lange Zeit haben wir Themen, die uns beschäftigt haben in COLLAGEN bearbeitet (FREI, KUTNA HORA, MISTSTÜCK). Wir haben uns auch von der Weltliteratur beeinflussen lassen (Dürrenmatt – SCHEINING, SHAKESPEARE).
Mit Christian Suchy haben wir unsere Sichtweisen noch einmal fundamental geändert. Er fordert und formt uns auf neue Weise.
Ergänzt wird unsere Arbeit durch Trainingworkshops, Einzelcoachings der SchauspielerInnen, Theaterbesuche und andere Aktivitäten der Gruppe.
vier Prinzipien des GEMEINSAMEN Wachstums halten wir fest:
Empowerment – Nutzung (kreativer) Fähigkeiten führt zu Selbstbewusstsein
Gemeinschaft – Soziale Integration, Akzeptanz und Vernetzung setzt Kräfte frei und ermöglicht Entwicklung
Bildung und SELBSTERFAHRUNG– Lernen macht stärker und eröffnet neue Horizonte
Produktivität – Produktivität und Kreativität überwinden lebensgeschichtliche Einschränkungen
Methodisch und atmosphärisch beziehen wir uns auf das Theater der Unterdrückten von Augusto Boal und auf das Gedankengut von Theaterpädagogen und Regisseuren wie Stanislawski, Brecht u. v. a.