PRÄLUDIUM (2024/2025)

 

„Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen.“ Dies ist eines der Zitate von Kafka, das Salman, der fiktive Held immer wieder anführt, um seine Geschichte auf den Punkt zu bringen. Eine Geschichte, die den Roma Salman, geboren unter freiem Himmel, zu den Müllbergen der Roma-Siedlungen im Osten bis in die Psychiatrie führt. Mit den Erinnerungen seiner Freunde wird Salman nicht nur gegenwärtig, sondern auch Fragen aufgeworfen, die das Geschichtenerzählen selber zum Thema machen. „Was ist das Muster, das alle Muster verbindet?“ – Der Mensch im Zentrum unserer Geschichte(n) kann sich nicht erklären, er ist nur da in den Erinnerungen der Freunde und vielleicht in den Schachteln, die er hinterlassen hat. Wollte er wirklich (wie einst Kafka), dass alles verbrannt wird, was an ihn erinnert? Und was würde diese Auslöschung für die Geschichten selbst bedeuten? Wie wichtig ist das reale Leben, wenn doch letztlich nur die Geschichten überleben? Ist das Leben dann nur ein Vorspiel für das, was in den Geschichten weiterleben wird? 

Ausgangspunkt von Präludium war die Lebensgeschichte von Angelo Soliman, dem Mohr von Wien, der nach seinem Tod ausgestopft und ausgestellt wurde. Wie ereignen sich solche Prozesse der Entmenschlichung heute? Der „Angelo“ im Stück ist ein Roma-Mann, der bei seiner Geburt seine Mutter verliert, ein Waisenknabe also, der sich im Laufe seines Lebens selbst verlorengeht und in der Psychiatrie landet. Sein großes Lebensprojekt manifestiert sich in unzähligen Schachteln, welche die Freunde nach seinem Suizid entsorgen sollen. In ihnen sammelt Salman die Seelen der toten Roma…

Regie: Christian Suchy

 Aufführungsorte: Otto Wagner Areal, Theaterraum Ruckergasse und SOHO Ottakring (2025)